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Das Zentralarchiv

Das Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv ist das älteste Wirtschaftsarchiv in Deutschland, die Überlieferung des Unternehmens "Post" reicht bis ins beginnende 16. Jahrhundert zurück. Derzeit umfasst das fürstliche Archiv ca. 5.500 laufende Meter an Archivalien und Sammlungsgut seit dem 9. Jahrhundert bis heute.

Allgemeines:

Das Archiv entstand im 16. Jahrhundert am zentralen Verwaltungssitz der Familie Taxis in Brüssel, zog 1728 nach Frankfurt am Main und 1757 nach Regensburg, dem Wohnsitz der Familie seit 1748 um. Daneben gab es seit dem 18. Jahrhundert Archive oder Altregistraturen bei den fürstlichen Verwaltungsstellen der mittleren und unteren Ebene. Von diesen „Außenarchiven“ existiert heute nur noch das ehemalige Fürstlich Thurn und Taxissche Archiv Obermarchtal, das seit 1952 unter Eigentumsvorbehalt als Depot 30 im Staatsarchiv Sigmaringen verwahrt wird. Dieses Archiv umfasst fast ausschließlich Archivbestände oberschwäbischer Herrschaften und Reichsstifte bis zum Erwerb durch das Haus Thurn und Taxis. Das Schlossarchiv Rammelburg in Sachsen-Anhalt liegt unter Eigentumsvorbehalt im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt.

Das Postarchiv:

Historisch besonders bedeutend ist das Postarchiv. Es reicht zurück bis ins Jahr­ 1506, enthält aber auch Bestände bis ins frühe 20. Jahrhundert. Da im Postarchiv wichtigste Quellen zur deutschen und europäischen Kommunikationsgeschichte verwahrt werden, ist es Teil des "National wertvollen Kulturgutes der Bundesrepublik Deutschland".

Die Posturkunden umfassen in erster Linie die kaiser­lichen und landesherrlichen Privilegien, Patente und Ver­ordnungen seit dem beginnenden 16. Jahrhundert. Eine weitere Gruppe gibt Aufschluss über die Postbeziehungen zu den einzelnen deutschen Staaten und zum Ausland, hier vor allem Belgien, Dänemark, England, Frankreich, Italien, die Niederlande und die Schweiz. Zudem sind die Postamtsverleihungen als historisch wertvolle Quellen zu erwähnen.

Bei den Postakten umfasst eine Abteilung die Generalien der Obersten Leitung, Geschäftsprotokolle, Verordnungen, Rechnungswesen, Kurswesen (Postrouten), Visitations­protokolle, Reisebeförderungen, Zeitungs- und Feldpost­wesen, um nur die wichtigsten Untergliederungen zu nennen. Eine weitere Gruppe enthält die Akten über die Beziehungen zu Kaiser und Reich, zu den Reichsständen, Reichstags- und Wahlkapitulationsverhandlungen, Kriegs­postakten, Botenwesen, schließlich über das Verhältnis zu den neuaufkommenden Konkurrenzanstalten wie Schiff­fahrt und Eisenbahn. Die sogenannten Stationsakten bieten daneben reichstes Material zur Geschichte der Post an den einzelnen Orten. Die Postakten entstammen nach ihrer Provenienz haupt­sächlich der Geheimen Kanzlei und dem späteren Immediat­büro, also der obersten Leitung, zu einem kleineren Teil der Registratur der Generalpostdirektion und schließlich noch von anderen fürstlichen Ämtern, wie z. B. der Generalkasse. Auf Grund seiner immensen historischen Bedeutung wurde das Postarchiv des Hauses Thurn und Taxis in die Liste der national wertvollen Kulturgüter der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Trotz der Fülle des Materials kann man das Postarchiv dennoch nur noch als einen Torso gegenüber seiner ursprünglichen Zusammen­setzung bezeichnen. Dies gilt besonders für die Postakten. Vor allem die Postablösungsverträge mit einzelnen deut­schen Staaten und Kriegseinwirkungen in früherer Zeit haben eine weitgehende Zerschlagung dieses Archivs mit sich gebracht.

Postgeschichtliches Material enthalten daneben auch andere Bestände des Zentralarchivs. Neben den Haus- und Familiensachen sei nur der Selekt „Personalakten“ ge­nannt, der innerhalb seiner rund 15.000 Nummern unzählige Postbeamte vom ausgehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahr­hunderts beinhaltet.

Laut dem ältesten erhaltenen Findbuch befand sich bereits 1689 am Brüsseler Verwaltungssitz ein umfangreiches zentrales Archiv, das die Archivalien der Familie und des Postwesens umfasste.

Da bis 1918 nicht nur die laufenden Registraturen, sondern auch die „Archive den Käufern folgten“, gelangten mit dem Erwerb von Grundbesitz und Herrschaften durch das Haus Thurn und Taxis in den Niederlanden (seit dem 16. Jahrhundert), Nordwürttemberg (seit 1723), in Oberschwaben (seit 1786), in Bayern, Südtirol (seit 1812), Böhmen (seit 1822), Polen (seit 1819) und Kroatien (seit 1868) auch die Archive und Registraturen dieser Herrschaften und fürstlichen Verwaltungseinrichtungen - zum Teil mit Vorarchiven - nach und nach in das Zentralarchiv, das sich, immer unmittelbar am Hauptverwaltungssitz der Familie Thurn und Taxis, seit 1812 in Regensburg befand. Eine Ausnahme davon bildet nur das Postarchiv (s.u.), das zwischen 1810 und 1867 bei der fürstlichen Generalpostdirektion in Frankfurt am Main angesiedelt war und nach dem Ende der thurn und taxisschen Lehenpost 1867 nach Regensburg kam.

Dasselbe gilt für die Registraturen und Archive der säkularisierten Reichsstifte Neresheim und Marchtal, das Damenstift Buchau am Federsee und das Amt Ostrach des Stiftes Salem, deren Bestände mit Ausnahme von Neresheim fast vollständig in das fürstliche Zentralarchiv bzw. das Archiv Obermarchtal gelangten. Aus dem Neresheimer Stiftsarchiv wurden nach der Wiederbegründung des Klosters Neresheim (1920) Archivteile ausgesondert. Diese werden heute unter der Bezeichnung Klosterarchiv Neresheim vom Abteiarchiv Neresheim verwaltet.

Dasselbe gilt für die Registraturen und Archive der säkularisierten Reichsstifte Neresheim und Marchtal, das Damenstift Buchau am Federsee und das Amt Ostrach des Stiftes Salem, deren Bestände mit Ausnahme von Neresheim fast vollständig in das fürstliche Zentralarchiv bzw. das Archiv Obermarchtal gelangten. Aus dem Neresheimer Stiftsarchiv wurden nach der Wiederbegründung des Klosters Neresheim (1920) Archivteile ausgesondert. Diese werden heute unter der Bezeichnung Klosterarchiv Neresheim vom Abteiarchiv Neresheim verwaltet.

Ein zweiter größerer und jüngerer Archivalienbestand (seit dem Ende des 18. Jahrhunderts) stammt aus den Registraturen der fürstlichen Verwaltungsstellen aller drei Verwaltungsebenen, der Zentralverwaltung z. B. Immediatbureau, Domänenkammer, Gesamtverwaltung, der Mittelbehörden z. B. Rentkammer St. Emmeram und Obermarchtal und der Außenämter der Verwaltung, z. B. den Forst- und Rentämtern.

Die Aktenabgaben der jüngeren Wirtschaftsunternehmen des Fürstenhauses hingegen wurden nur lückenhaft ins Zentralarchiv abgegeben. Daneben enthält das Archiv im größeren Umfang Nachlässe und Sammlungsgut verschiedener Herkunft.